Klaus-Dieter, blöder Mieter!

Der Dresdner Bürger Klaus-Dieter
War in seiner Wohnung Mieter
Und als im Herbst die Blätter fielen
Faulten bei ihm sieben Dielen

Das war Klaus-Dieter nicht geheuer
Eigentlich wohnt er recht teuer
Bezahlte sogar jährlich mehr
Das Wohnen fiel ihm manchmal schwer

Auf der andren Seite war der Fritz
Klaus-Dieters Wohnung – sein Besitz
Und er hatte tausend mehr
So lief das Geld ihm hinterher

Er sprach: „Ein jeder hat die Möglichkeit
Soviel wie ich zu haben, jederzeit!
Nur sind die andern eben leider
Nicht so fleißig. Neider!“

Das hörte zufällig Klaus-Dieter
Schon schwoll die Zornesröte wieder
Er kam gerade von der Schicht
Das Bier war kühl, sein Ärger nicht

Er schnappte sich ein altes Laken
Und begann darauf zu krakeln
„Die Ausländer sind unser Tod“
„Die fressen unser ganzes Brot“

Damit ist er losgezogen
Um Banken machte er ’nen Bogen
Traf sich mit andern an der Elbe
Die Deppen brüllten alle dasselbe

Der Fritz besah sich mittlerweile
Eine neue Häuserzeile
„Der Spielplatz dort muss aber weg“
Dann unterschrieb er einen Scheck

Ein zweiter Scheck ging an die NPD
Ihm tät es nämlich ziemlich weh
Wenn jemand dieses Spiel durchschaut
Und ihm auf die Fresse haut.

Heinz und Gerda

Wer die Gelegenheit hat, Heinz und Gerda kennenzulernen – und diese Gelegenheit haben alle, die in ihre akustische Reichweite kommen – stellt bald fest, dass es sich bei den beiden, entgegen des ersten Eindruckes, nicht um ein gemischtgeschlechtliches Paar Menschen handelt, sondern wahrscheinlich um eine Art Fledermäuse. Insbesondere das Männchen stösst mit hoher Regelmäßigkeit die für die Gattung charakteristischen Rufe ‚Gammordorniwissn‘ und ‚Häddnsejamadranschreimgönn‘ aus, mit welchen es Artgenossen zur Lautgabe auffordert und dem Weibchen sein Bemühen um Orientierung und Wehrhaftigkeit in einer dem eigenen Wohnzimmer fremden Umgebung signalisiert. Biologen rätseln momentan über den Sinn eines solchen Verhaltens: Einerseits schliesst das schlechte Gehör der Art eine Echoortung aus, anderseits dürfte die permanente Geräuschabgabe nach einhelliger Meinung kein fortpflanzungsbegünstigendes Kriterium sein. Vom Aussterben sind die Tiere jedoch zum Glück nicht bedroht. Wissenschaftler der Universität Leipzig glauben sogar, in den Rufen sächsischen Dialekt erkannt zu haben. Auf diesem Gebiet ist also weitere Forschung nötig, bevor wir Heinz und Gerda besser verstehen werden.

Fujikawaguchiko – Takayama

Buddha und die Skifahrer

Ihr Lieben,

ich habe den Fujisan natürlich doch noch gesehen, sogar mit Schneekappe auf dem Kopf. Als ich nämlich am nächsten Morgen halb Sechs durch den feinen Piepton der Armbanduhr geweckt werde, ist der Himmel strahlend blau, zumindest verspricht er das zu werden, die Sonne geht gerade auf. Ich springe aus dem Bett, wie die restlichen 8 Leute in meinem Zimmer auch, ziehe mich an und wandere mit Kamera los.

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Osaka – Fujikawaguchiko

Yongfune und der scheue Berg

Ihr Lieben,

ich sitze schon wieder im Shinkansen und verlasse gerade Osaka, Shin-Osaka, wie es genau heißt. Das Shin steht für Stadt, die meisten größeren japanischen Städte sind wuchernde Moloche, da muss das schon genau angegeben werden. Es geht in Richtung Tokyo, als nächstes steht der Fujisan auf dem Programm und der befindet sich um die 100 km südlich der Hauptstadt. Eben fahren wir an einem »Shinkansen-Lager« vorbei, vielleicht 80 Züge stehen hier ordentlich neben- und hintereinander aufgereiht. Mit der Kamera bin ich aber nicht so schnell, das müsst Ihr Euch jetzt einfach vorstellen. In den 20 Minuten Wartezeit in Osaka sind an den 28 Bahnsteigen vielleicht 15 Shinkansen ein- und abgefahren, allein auf meinem Bahnsteig 3 Stück. Sie haben 3 bis 5 Minuten Aufenthalt, dann schließen sich zuerst die Bahnsteigabsperrungen, kurz darauf die Türen. Das alles wird freundlich und mit Verbeugungen von Schaffnern begleitet.

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Beppu – Kitakyūshū – Hiroshima – Ōsaka

Rehe und Rotlichviertel

Ihr Lieben,

sicherlich hätte ich noch eine ganze Weile Beppu und vor allem Umgebung erkunden können, die Hauptspots aber hatte ich gesehen. Eigentlich sollte es nun nach Fukuoka weitergehen, dort war aber alles ausgebucht. Muss ich eben irgendwann nachholen. Stattdessen fand ich in Kukora eine preiswerte Herberge, eine alte Burg soll es dort geben, irgendwas zum Ansehen würde sich also finden. Ich besuchte am Abend zuvor noch einmal den Hostel-Onsen, in Wärme und Austattung kein Vergleich zum benachbarten Stadtteil-Onsen, verabschiedete mich am Morgen von Myuki, dem Rezeptionsmädchen des Hostels und zog zum Bahnhof.

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Kagoshima – Beppu

Die Hölle ist wunderschön

Ihr Lieben,

in Kagoshima angekommen, tobte Phanfune über der Stadt, es goß aus Kannen und stürmte, dass sich die Palmen neigten. Trotzdem war es sehr warm. Die automatisch jeder Hostel-Buchung anhängende Wegbeschreibung war kryptisch, „Fahren mit Straßenbahn Izurodentai bis Izurodai dori“, allerdings enthielten die Angaben an den Bahnen keinen einzigen lateinischen Buchstaben. Nachdem ich an der Bahnhaltestelle einige Trams an mir vorbeifahren ließ und vergeblich hoffte, dass sich eine Idee oder ein glücklicher Umstand einstellte, stieg ich ein und verließ mich auf mein Sonntagskindgefühl. Und siehe da, nach einigen Stationen, bei denen ich herausfand, wo die Haltestellennamen an den Straßen angeschrieben stehen, tauchte auf einmal Izurodai dori auf. Im Gegensatz zum bequemen Suica-Card-Fahren in Tokyo machte ich mich zum Ziel gespannter Erwartung: Wie bezahlt er denn jetzt, kriegt er’s raus? Mit meiner Körpergröße bin ich Blickemagnet. Ich fand es heraus, bezahlte 160¥ beim Aussteigen – das ist recht häufig in Japan, merkte ich im Laufe der Zeit – und fand mich nach einigen Irrwegen am Green House Hostel wieder.

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Im Shinkansen oder Eine endlose Copy&Paste-Begebenheit bei 300 km/h

Die Tür geht auf, der Schaffner bleibt in der Öffnung stehen, verbeugt sich, geht durch den Wagen, öffnet die Tür, dreht sich um, verbeugt sich, dreht sich um, will den Wagen verlassen. Halt, da hat er doch etwas vergessen. Er dreht sich um, verbeugt sich, geht durch den Wagon, öffnet die Tür, dreht sich um, verbeugt sich, dreht sich wieder um, drückt einen Knopf hinter der Tür, dreht sich um, verbeugt sich, geht durch den Wagen. Unterwegs wird er von einer Frau angesprochen. Er verbeugt sich, teilt ihr etwas mit, dreht sich um, geht zur Tür zurück, verbeugt sich, dreht sich um, geht durch die Tür, die sich schliesst. Sie ist noch nicht ganz geschlossen, als sie wieder aufgeht, der Schaffner tritt hindurch, verbeugt sich, geht durch den Wagen, verbeugt sich vor der uns schon bekannten Frau, erklärt ihr etwas, beide verbeugen sich, der Schaffner geht seinen ursprünglich geplanten Weg, dreht sich an der Tür um, verbeugt sich, dreht sich wieder um, verlässt nun endlich den Wagen. Keine zwei Minuten später wird er wieder kommen.