Wer die Gelegenheit hat, Heinz und Gerda kennenzulernen – und diese Gelegenheit haben alle, die in ihre akustische Reichweite kommen – stellt bald fest, dass es sich bei den beiden, entgegen des ersten Eindruckes, nicht um ein gemischtgeschlechtliches Paar Menschen handelt, sondern wahrscheinlich um eine Art Fledermäuse. Insbesondere das Männchen stösst mit hoher Regelmäßigkeit die für die Gattung charakteristischen Rufe ‚Gammordorniwissn‘ und ‚Häddnsejamadranschreimgönn‘ aus, mit welchen es Artgenossen zur Lautgabe auffordert und dem Weibchen sein Bemühen um Orientierung und Wehrhaftigkeit in einer dem eigenen Wohnzimmer fremden Umgebung signalisiert. Biologen rätseln momentan über den Sinn eines solchen Verhaltens: Einerseits schliesst das schlechte Gehör der Art eine Echoortung aus, anderseits dürfte die permanente Geräuschabgabe nach einhelliger Meinung kein fortpflanzungsbegünstigendes Kriterium sein. Vom Aussterben sind die Tiere jedoch zum Glück nicht bedroht. Wissenschaftler der Universität Leipzig glauben sogar, in den Rufen sächsischen Dialekt erkannt zu haben. Auf diesem Gebiet ist also weitere Forschung nötig, bevor wir Heinz und Gerda besser verstehen werden.
Buchstaben
Im Shinkansen oder Eine endlose Copy&Paste-Begebenheit bei 300 km/h
Die Tür geht auf, der Schaffner bleibt in der Öffnung stehen, verbeugt sich, geht durch den Wagen, öffnet die Tür, dreht sich um, verbeugt sich, dreht sich um, will den Wagen verlassen. Halt, da hat er doch etwas vergessen. Er dreht sich um, verbeugt sich, geht durch den Wagon, öffnet die Tür, dreht sich um, verbeugt sich, dreht sich wieder um, drückt einen Knopf hinter der Tür, dreht sich um, verbeugt sich, geht durch den Wagen. Unterwegs wird er von einer Frau angesprochen. Er verbeugt sich, teilt ihr etwas mit, dreht sich um, geht zur Tür zurück, verbeugt sich, dreht sich um, geht durch die Tür, die sich schliesst. Sie ist noch nicht ganz geschlossen, als sie wieder aufgeht, der Schaffner tritt hindurch, verbeugt sich, geht durch den Wagen, verbeugt sich vor der uns schon bekannten Frau, erklärt ihr etwas, beide verbeugen sich, der Schaffner geht seinen ursprünglich geplanten Weg, dreht sich an der Tür um, verbeugt sich, dreht sich wieder um, verlässt nun endlich den Wagen. Keine zwei Minuten später wird er wieder kommen.
Uns geht’s doch gut!
Elfriede die Ente kreiste ums Boot
Und gagte den ganzen Tag nach Brot
Bis Heinz der Erpel zu ihr spricht
„Menschen anbetteln ist widerlich“.
Darauf Elfriede ihm erwidert
„Brot macht aber Glanz ins Gefieder
Und soll ich nach kurzen Tagen auf Erden
Krank und glanzlos im See hier sterben?
Da schieb ich doch falschen Stolz beiseite
Und gage um das Boot eben weiter!“
Den Heinz erschauert’s bei diesem Gerede
„Elfriede“ sagt er „du bist nicht nur bleede
Wegen Enten wie dir wird’s bleiben wie’s ist
Bei Menschen heisst sowas wie du Opportunist!“
Helmut, Helm ab beim Gebet!
Nu der eene: Echt, du fährst mit Helm?
Ich: Nu logisch. Lohnt sich aber nicht bei jedem.
Nu der eene: Stimmt, bei mir hat’s keen Sinn.
Kurze Pause
Nu der eene: Äh, warte ma.
Ich: Siehste!
Ich kann nicht so mit Parolen
13. Februar. Ich poste auf Facebook eine kurze Anfrage im Bekanntenkreis, wo man denn am Besten hingehen sollte, stundenlange Rumsteherei muss ja nicht langweilen, es kommt keine Antwort. Also erstmal zum Güntzplatz. Als wir an der Synagoge aussteigen, sind hunderte Menschen bereits dabei, sich zur Menschenkette zu formieren, auch wenn das noch eine Weile hin ist.
Passierte noch was?
Die Welt zu Gast beim Freund
Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen. Dieser Spruch mag vor hundertfünfzig Jahren gestimmt haben, heute ist das Radio der Übeltäter.
Mommenschanz
Ach Momme, armes Schwein
Jetzt treten deine Eltern dich
für sich
in die Kirche ein.
Ach Momme, arme Sau,
die nächsten 15 Jahre
gibt’s auch kein Kakao.
Los Momme, schrei es raus,
wir sind uns alle sicher,
du machst das Beste draus.
Bei Rot bitte schreien!
Erst konnte ich diese Aufforderung an einer Brandenburger Fußgängerampel gar nicht glauben. Nachdem ich aber in den folgenden – laut und stinkend an mir vorüberdonnernden – fünfzehn Minuten den vor mir brausenden Verkehr nicht mal eben wie Moses seinerzeit das Wasser teilend durchqueren konnte, blieb mir gar nichts anderes übrig, ja es überkam mich gleichsam im Angesicht des in meinen Augen nunmehr hämisch grinsenden roten Teufels wie von selbst und siehe da, mein wuterfüllter Schrei brachte die heranwogenden Blechmassen tatsächlich zum Stehen und ließ die Ampel von rot auf grün springen.
Auf der anderen Seite angekommen, setzte ich meinen Weg vergnügt fort, hin und wieder markerschütternd schreiend, um das neu entdeckte Talent nicht gleich wieder an die Realität zu verlieren. Im Herbst sollten nämlich Wahlen gefeiert werden.
Ambivalenz rettet Kitsch
Wenn man die uniformierten Lakaien der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten (spsg) mit ihren herablassenden Mienen durch die Gemächer Friedrichs des Großen stolzieren sieht, dann weiß man instinktiv, dass man sich eher dem bildungsfernen Pöbel verbunden fühlt, dass die runden 50 Euro für einen maschinengeführten Rundgang (Familienkarte!!) durch goldenen, dem Volke abgepressten Kitsch, besser in Sprengstoff angelegt wären.
Da man aber dem bildungsfernen Pöbel und seinen Deutschland-sucht-den-Superstar-Abenden genauso fremd gegenübersteht, zahlt man die Kohle für die Nippestour und lässt Sanssouci stehen.
Warum ich auf Arbeit nicht schreibe…
…hat einen ganz einfachen Grund: Ich brauche dazu Musik, damit ich nichts mehr höre – und genau das geht da nicht.