Ihr Lieben,
heute hat es angesagt geregnet und war für bisherige Verhältnisse recht kühl. Was also tun? Das Hostel empfahl mir Höhlentouren, insbesondere die Silver Cave wäre ein wahres Kleinod – eher Großod – und man dürfe sie nicht verpassen. Also kurz nach Zwölf, als es aufhörte zu schütten, rein in die Stadt gelaufen, das „Yangshuo Sudder Street Guesthouse“ liegt ein wenig außerhalb von Yangshuo. Unterwegs kam ich am Imbiss vorbei, in welchem ich gestern recht lecker und preiswert gegessen habe. Der Koch stand wieder vor der Tür, winkte mir und ich sagte ihm, dass ich später nochmal vorbeikäme, ich müsse ja irgendwann zurück ins Bett. Er verstand.
Essen, wo anfangen… es gibt vieles, man kann alles essen. Ich halte mich meistens an den gelben Smiley der „Yangshuo Drug and Food Administration“, der prangt aber im Prinzip überall, auch an den meisten Straßenständen. Das Klischee vom gebratenen Hund habe ich zumindest hier noch nicht erfüllt gesehen, so richtig will ich das auch erst glauben, wenn ich gekostet habe. Stattdessen gab es Sojafleisch, oft Nudeln mit allerlei Fleisch und Gemüse, Fisch, Garnelen, diverse Insekten. In der Regel ist es recht scharf und bisher hat’s immer wunderbar geschmeckt. Nur die Nase lief mir oft nach besonders pfeffrigem. Die Regel, nicht ins Taschentuch zu schnauben, habe ich schon mehrfach gebrochen, natürlich nicht beim Essen.
Der Verkehr in China gehorcht wiederum nur einer Regel: Der Vernunft. Zumindest in dem Teil des Landes, in welchem ich bisher war. Auf den ersten Blick geht es chaotisch zu, selbst auf Schnellstraßen kommen einem bei Tempo 100 (40 erlaubt…) Scooter oder LKWs plötzlich entgegen. Da aber niemand im permanenten Gefühl, er habe Recht und Vorfahrt unterwegs ist, fühlt man sich nie unsicher oder gefährdet. Alle fahren gleichberechtigt, jedes Vehikel und jeder Fußgänger hat die gleichen Rechte, alle passen auf, niemand will jemandem wehtun. Schon morgen kann man selbst in der Verlegenheit sein, auf die andere Seite der Schnellstraße zu müssen, warum sich also aufregen. Hupe und Licht sind die wichtigsten Kommunikationsmittel, sie werden ständig eingesetzt: Beim Überholen – Achtung, ich komme von hinten, ich kann nicht anders, guck mal für mich um die Kurve, ob was kommt -, beim Abbiegen – Vorsicht, ich fahre nicht weiter geradeaus -, beim Entgegenkommen – Deckung, ich bin breiter als ich aussehe – und einfach so. Ich habe noch keinen Unfall gesehen.
Erwähnte ich schon, dass die Leute sehr freundlich sind? An einem der zwei WLAN-Punkte der Stadt Yangshuo, zumindest kenne ich keine weiteren, sitze ich ab und zu ganz gern, man will ja nicht jedesmal ins Hostel zurück. Es dauerte heute keine zwei Minuten, das saßen um mich 6 Chinesen und schnatterten auf mich ein. Sie konnten sogar zwei deutsche Wörter: Köln und Schuhmacher. Dass letzterer sich den Kopf eingehauen hat und seitdem im Koma liegt, erklärten sie mir mit chinesisch gesprochener Pantomime. Egal, was ich sagte, egal was sie sagten, wir verstanden uns prächtig und lachten alle ununterbrochen. Dann sprangen sie auf, ihr Bus kam, verabschiedeten sich mit vielfach wiederholtem Bye Bye, winkten und waren verschwunden.
Ich finde nach einigem Suchen den Abfahrtsort zur Höhle, sie liegt eine Dreiviertelstunde außerhalb, biete im fast vollen Bus meinen Fensterplatz einer jungen Familie mit schlafendem, vielleicht dreijährigem Mädchen an, wodurch sie zusammensitzen können und wahrscheinlich auch ein Klischee vom riesenhaften, arroganten Europäer korrigieren müssen – zumindest kommt es mir so vor. Ich verstehe ja kein Wort. Der Bus hetzt durch surreale Landschaft.
Vor der Höhle werden wir alle abgeladen, es wird mit hallendem Mikro etwas zu den verständigen Reisenden gesagt, die Abfahrtszeit für den Rückweg. Mir erklärt es die „Reiseleiterin“ nochmal extra, bedeutet mir, den Bus von vorn zu fotografieren damit ich ihn wiedererkenne und malt mir eine 6:00 auf die Eintrittskarte (übrigens 90 Renminbi, das sind mehr als 8 Mahlzeiten in meinem Lieblingskneipchen – Sensationen sind in China nicht billig).
Und die Höhle ist eine Sensation. Jeder Stalagmit und jeder Stalaktit wird in unterschiedlichen Farben angeleuchtet. Auch wenn das ziemlich kitschig wirkt, es ist überwältigend. Es kommen einem schnell Analogien zu einem LSD-Trip in den Sinn, die einzelnen Spots tragen dazu Namen wie Magic Mushroom oder Jaipur Wonderland. Die Leute knipsen wie die Verrückten, nach gut anderthalb Stunden sind wir völlig verschwitzt wieder draußen. Der Bus wartet schon inmitten hundert anderer, davor steht der Vater der Dreijährigen und winkt mir, das Busbild brauche ich gar nicht.
Bleibt gesund!
…kuss /mischenka
Ich dachte erst, das wäre eine spezielle Form der Mittagspause, aber es wird auch abends getanzt. Musik leider überlagert, da mehrere Gruppen gleichzeitig zu ihrer Musik tanzen.
Noch ein paar 360°-Bilder.