Ihr Lieben,
mit einer halben Stunde Verspätung und mir auf Platz 45A, hebt der Airbus kurz nach 23:00 Uhr in München ab. Ein Fensterplatz. Vorteil ist das Fenster und dass man sich zum Schlafen an der Kabinenwand anlehnen kann, zum Pullern muss ich allerdings alle drei Mal den Chinesen(?) neben mir wecken und dazu bringen, wenigstens soviel Platz zu machen, dass ich vorbeikomme. Er hat sich in zwei Decken eingepackt und kann sich derart zur Raupe eingepuppt schlecht bewegen. Will aber auch nicht, Japaner ist er auf jeden Fall nicht. Wenn er ausatmet, trübt sich mein Handydisplay… die Liebste wäre auf meinem Platz schon gestorben. Oder explodiert.
Zum Abendbrot gab es gegrillte Hähnchenbrust an Kürbisgemüse. Da ich alles aufgegessen habe, durfte ich danach noch Fernsehen gucken, es kam „Toni Erdmann“. Der passte super in mein ‚emotional setting‘, wie wir Polyglotten zu sagen pflegen. ;-D Businesszickige Tochter, mittlere Chefetage in einer hyperwichtigen Wirtschaftsberatungsbude in Bukarest, bekommt Spontanbesuch von ihrem chaotischen Hippievater, der mit falschen Zähnen und Perücke und viel zu viel Herz und Neugier alles in Frage stellt. Der Film war meines Wissens für einen Oskar nominiert und hätte ihn auch verdient.
Der Bildschirm hat übrigens eine normale Kopfhörerbuchse und ein gestochen scharfes Bild, außerdem einen USB-Port zum Aufladen des Handys. Musik lässt sich darüber leider nicht kopieren.
Jetzt riecht es nach Kaffee, Wang oder Kim neben mir, leider spricht er kein Englisch, guckt eine chinesische Romanze und am Fenster ziehen Landschaften aus Naturreportagen auf Arte vorbei. Ich darf die Verdunklung aber noch nicht hochziehen, es ist noch Nachtruhe. In 2:18 h sind wir in Hongkong, dann lädt es diesen Text beim ersten Internetkontakt automatisch hoch.
—
Musik der Stunde: „The Shanghai Restoration Project – Life Elsewhere“ aus dem Bordcomputer. In fast 12000 Meter Höhe finde ich das ganz cool, mal sehen, ob das mein akustischer Tomatensaft ist.
Bleibt gesund!
… kuss /mischenka