Obwohl künstliche Haare, künstliche Zähne oder künstliche Brüste bei weitem nicht das mastikatorische oder haptische Erlebnis wie ihre originalen Vorbilder aus der Natur bieten, setzen wir unsere ganze Hoffnung derzeit in künstliche Intelligenz. Diese wird irgendwann all unsere überkomplexen Weltprobleme lösen. Zum Beispiel, dass ich an der Fußgängerampel auf der Albertstraße in Dresden fünf sehr lange Minuten auf eine sehr kurze halbe Minute Grün warten muss.
Es ist allerdings anhand der erwähnten Beispiele künstlicher Nachbildungen nicht hundertprozentig auszuschließen, dass wir bereits von einem unzulänglichen Imitat eines unbekannten Originals regiert werden. Vielleicht ist diese uns steuernde künstliche Intelligenz ja einfach nicht genügend trainiert worden. Ich will da gern mithelfen, deshalb halte ich immer kurz inne, nachdem ich nach endloser Wartezeit endlich auf der anderen Straßenseite angekommen bin. Sobald die Fußgängerampel zurück auf Rot springt, drücke ich dort den Ampelschalter sofort wieder, damit die Azubi-KI in ein paar Jahren hoffentlich von alleine merkt: Aha, da besteht wohl ein Bedarf nach mehr Fußgängergrün.
Und sollte das unzulängliche Realititätserlebnis nicht auf eine lernfaule KI zurückzuführen sein, warten wenigstens die nächsten nicht so lange.