Sucevița -Vatra Moldoviței – Sadova – Pasul Mestecăniș – Vatra Dornei

Wir sitzen schmetterlingsgeschmückt im Schatten im Wald und machen Krach. Wegen der Bären, kann man immer als Ausrede sagen. Claudiu hat YouTube angeworfen und Subcarpati rappen durch‘s Unterholz.

Hinter uns liegen bis jetzt elf oder zwölf Kilometer durch heißen Sommer und liebliche Landschaft, ungefähr neun folgen heute noch. Seit fünf Tagen treffen wir uns immer wieder – Andrea, Val und Claudiu aus Rumänien, Lars aus Deutschlands Norden und wir – beim Hochschnaufen senkrechter Anstiege, abends in Pensionen bei Pălincă – Obstbrand – oder im Wald bei Pausen, die Strecken sind gerade bei der Hitze und mit schweren Rucksäcken sehr anstrengend. Wir lachen trotzdem, erzählen uns unsere Leben. Gerade habe ich gefragt, was denn aktuelle rumänische Musik ist, was man so hört in der Jugend.

Wir laufen durch blühende Wiesen, mal stundenlang alleine, dann Kilometer als Grüppchen, stolpern ausgewaschene Forstwege mit knietiefen Pfützen mit Mormoloc, Kaulquappen bergauf und bergab, durch dichte, dunkle Wälder, über Schotterstraßen, die dem illegalen Holzabbau dienen. Wird nach Deutschland exportiert, selbstverständlich zertifiziert dort irgendeine Stelle alles als öko und fair und sowieso super. Sehen zahnlose Mütterchen, verfallene Katen, halbfertige Bauten inmitten von Nichts, Kühe, Pferdefuhrwerke, keinen Bären. Funktionierende Dörfer mit Kneipe, Minimarkt und Apotheke. Aber auch Protzvillen in Bestlage, mit Blick auf die halbe Bukowina.

Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt ein mittelaltes Rumäny getroffen haben, das noch nicht in Deutschland gearbeitet hat. In der Regel für wenig Geld, unangenehme Arbeiten, mit Stress, das wenige Geld tatsächlich auch zu erhalten. Mein Herz zieht sich zusammen. Und alle sind unfassbar freundlich und offen.

Um die einhundertfünfzehn Kilometer haben wir heute Abend weg, morgen werden wir mit Blasen an den Füßen, schmerzenden Knien und Schultern und einem anderen Blick auf dieses Land wieder bei Ella am Zeltplatz Dorna Eco Camping eintrudeln, wo unser Auto steht. Vielleicht geht’s danach ins Maramureș-Gebirge, bloß nicht ins glühend heiße Tiefland absteigen.

Wer das langsame Entdecken eines Landes liebt, dem kann ich die Via Transilvanica nur empfehlen.

Link zum Weg durch die rumänische Bukowina auf mapy.cz

Screenshot von mapy.cz, einer ziemlich coolen Wanderkarten-App

PS: Das hier muss jetzt noch sein, hin und wieder haben wir uns damit lauthals singend bei potentiellen Bären angekündigt, damit die noch flüchten können.